Unesco-Bericht Jeden fünften Tag wird ein Journalist getötet Die Unesco beklagt in einem neuen Bericht die Tötung von mehr als 800 Journalisten in den vergangenen zehn Jahren. Dabei seien lediglich acht Prozent der insgesamt 827 Todesfälle aufgeklärt worden. Dabei leben nicht nur Reporter in Kriegsgebieten wie Syrien und autoritären Staaten gefährlich, sondern inzwischen anscheinend auch in Westeuropa. US-Journalist James Foley berichtete oft aus Krisengebieten, wie hier in Libyen - jetzt ist er im Irak offenbar von islamischen Terroristen getötet worden. (AFP / Aris Messinis) US-Journalist James Foley berichtete oft aus Krisengebieten, wie hier in Libyen. Er wurde in Syrien entführt und von Islamisten getötet. (AFP / Aris Messinis) Mehr zum Thema Getöteter Journalist Pawel Scheremet Ukrainisches Innenministerium spricht von "dreistem Mord" Berichterstattung aus und über Syrien Die Grenzen des Journalismus "Durchschnittlich alle fünf Tage wird ein Journalist aufgrund seiner Arbeit umgebracht", sagte Wolfgang Schulz, Vorstandsmitglied der Deutschen Unesco-Kommission, anlässlich des Internationalen Tages gegen Straflosigkeit für Verbrechen an Journalisten. "Hinzu kommen Verbrechen wie Entführungen, willkürliche Verhaftungen, Folter, Einschüchterungen, Belästigungen und die Beschlagnahmung von Recherchematerial." "Straflosigkeit stärkt die Täter" Trotz einer erhöhten Bereitschaft vieler Länder bei der Strafverfolgung blieben die Taten noch immer häufig ohne Konsequenzen für die Täter. "Straflosigkeit stärkt die Täter, gefährdet die Prinzipien des Rechtsstaats und führt zu Angst und Selbstzensur der Journalisten", erklärte Schulz. Darunter leide die gesamte Gesellschaft. Dem Unesco-Bericht zufolge wurden in den Jahren 2014 und 2015 insgesamt 213 Journalisten getötet. Insgesamt 78 der Opfer hielten sich in der arabischen Region auf, die damit aufgrund der Konflikte in Syrien, dem Irak, Jemen und Libyen erneut die für Journalisten weltweit gefährlichste Region war. In Lateinamerika und in der Karibik wurden 51 Journalisten umgebracht, 34 in Asien und der Pazifikregion, 27 in Afrika und zwölf in Zentral- und Osteuropa. Mit elf Todesfällen stieg die Mordrate in Westeuropa erheblich, insbesondere aufgrund der Tötung von acht Mitgliedern der Redaktion des französischen Satiremagazins "Charlie Hebdo" in Paris im Januar 2015, wie es hieß. Blogger im Visier In den vergangenen zehn Jahren wurden laut Unesco insbesondere Printjournalisten Opfer von Tötungsdelikten. 2014 und 2015 hingegen arbeitete die Mehrzahl der ermordeten Journalisten für das Fernsehen. Ein erheblicher Anstieg wurde 2015 bei der Zahl der getöteten Online-Journalisten verzeichnet. Dies könnte auch damit zusammenhängen, dass generell mehr Journalisten für Online-Angebote berichten. Von den 21 ermordeten Online-Journalisten waren fast die Hälfte syrische Journalisten und Blogger, wie aus dem Bericht hervorgeht. 59 Prozent aller Todesfälle 2014/2015 ereigneten sich in bewaffneten Konflikten. Fast 90 Prozent der Opfer in den Jahren 2014 und 2015 seien Lokaljournalisten gewesen, erklärte die UN-Organisation. Dieser Trend habe sich bereits in der vergangenen Dekade abgezeichnet. Freie Journalisten, die oft ohne angemessenen Schutz arbeiten, seien die am stärksten gefährdete Gruppe im Mediensektor. 40 Freie und Bürgerjournalisten, die online berichteten, wurden dem Bericht zufolge in den vergangenen zwei Jahren umgebracht. (fwa/tj)

Unesco-Bericht Jeden fünften Tag wird ein Journalist getötet
Die Unesco beklagt in einem neuen Bericht die Tötung von mehr als 800 Journalisten in den vergangenen zehn Jahren. Dabei seien lediglich acht Prozent der insgesamt 827 Todesfälle aufgeklärt worden. Dabei leben nicht nur Reporter in Kriegsgebieten wie Syrien und autoritären Staaten gefährlich, sondern inzwischen anscheinend auch in Westeuropa.
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US-Journalist James Foley berichtete oft aus Krisengebieten, wie hier in Libyen. Er wurde in Syrien entführt und von Islamisten getötet. (AFP / Aris Messinis)



"Durchschnittlich alle fünf Tage wird ein Journalist aufgrund seiner Arbeit umgebracht", sagte Wolfgang Schulz, Vorstandsmitglied der Deutschen Unesco-Kommission, anlässlich des Internationalen Tages gegen Straflosigkeit für Verbrechen an Journalisten. "Hinzu kommen Verbrechen wie Entführungen, willkürliche Verhaftungen, Folter, Einschüchterungen, Belästigungen und die Beschlagnahmung von Recherchematerial."


"Straflosigkeit stärkt die Täter"
Trotz einer erhöhten Bereitschaft vieler Länder bei der Strafverfolgung blieben die Taten noch immer häufig ohne Konsequenzen für die Täter. "Straflosigkeit stärkt die Täter, gefährdet die Prinzipien des Rechtsstaats und führt zu Angst und Selbstzensur der Journalisten", erklärte Schulz. Darunter leide die gesamte Gesellschaft.
Dem Unesco-Bericht zufolge wurden in den Jahren 2014 und 2015 insgesamt 213 Journalisten getötet. Insgesamt 78 der Opfer hielten sich in der arabischen Region auf, die damit aufgrund der Konflikte in Syrien, dem Irak, Jemen und Libyen erneut die für Journalisten weltweit gefährlichste Region war. In Lateinamerika und in der Karibik wurden 51 Journalisten umgebracht, 34 in Asien und der Pazifikregion, 27 in Afrika und zwölf in Zentral- und Osteuropa. Mit elf Todesfällen stieg die Mordrate in Westeuropa erheblich, insbesondere aufgrund der Tötung von acht Mitgliedern der Redaktion des französischen Satiremagazins "Charlie Hebdo" in Paris im Januar 2015, wie es hieß.
Blogger im Visier
In den vergangenen zehn Jahren wurden laut Unesco insbesondere Printjournalisten Opfer von Tötungsdelikten. 2014 und 2015 hingegen arbeitete die Mehrzahl der ermordeten Journalisten für das Fernsehen. Ein erheblicher Anstieg wurde 2015 bei der Zahl der getöteten Online-Journalisten verzeichnet. Dies könnte auch damit zusammenhängen, dass generell mehr Journalisten für Online-Angebote berichten. Von den 21 ermordeten Online-Journalisten waren fast die Hälfte syrische Journalisten und Blogger, wie aus dem Bericht hervorgeht. 59 Prozent aller Todesfälle 2014/2015 ereigneten sich in bewaffneten Konflikten.
Fast 90 Prozent der Opfer in den Jahren 2014 und 2015 seien Lokaljournalisten gewesen, erklärte die UN-Organisation. Dieser Trend habe sich bereits in der vergangenen Dekade abgezeichnet. Freie Journalisten, die oft ohne angemessenen Schutz arbeiten, seien die am stärksten gefährdete Gruppe im Mediensektor. 40 Freie und Bürgerjournalisten, die online berichteten, wurden dem Bericht zufolge in den vergangenen zwei Jahren umgebracht.
(fwa/tj)